Amrum im November

Was tun, wenn der Abend hereinbricht?

Klar, als ordentlicher Deutscher will man auch im Urlaub seine staatsbürgerliche Pflicht nicht vernachlässigen: Es muß gesoffen werden, bis das Licht ausgeht. Die Möglichkeiten dazu sind auf der Insel in Fülle vorhanden.
Deshalb beschränke ich mich an dieser Stelle darauf, vor den Gefahren des Amrumer Nachtlebens zu warnen.

Bier ist nicht gleich Bier und deshalb gilt folgende Faustregel: Wer ein Pils möchte, bestellt ein "Bier". Wer ein (Export-)Bier wünscht, muß eben schauen, ob es angeboten wird und dann den genauen Markennamen angeben.
Wer ausdrücklich "Pils" bestellt, macht sich zum Gespött der Leute, da hier nun mal die Gleichung
Pils = Bier
gilt. (Hinweis: Woiza-Pässe sind auf Amrum grundsätzlich ungültig!)
Ist man mit dem Bus zwischen Wittdün und Norddorf unterwegs, kommt man auch an einer Haltestelle vorbei, die nach einem bunten Nagetier benannt ist. Neugierige, die hier aussteigen, sollten erhöhte Vorsicht walten lassen, wenn sie das gleichnamige Nachtlokal betreten!

Die Getränkekarte bietet eine enorme Auswahl an Flüssigkeiten, die ohne große Umwege ihren Weg ins Gehirn finden, um dort ihre zerstörerische Arbeit zu verrichten.

Unter keinen Umständen sollte man Angebote annehmen, die nicht auf der Karte stehen. Dahinter verbergen sich in den meisten Fällen (vermutlich aus destilliertem Nordseegiftmüll hergestellte) Spirituosen, von denen ein einziger Tropfen genügen würde, um eine ganze Elefantenherde zu lähmen. Eines dieser Getränke wird unter dem Namen Strandhafer angepriesen. Wer schlau ist, läßt die Finger davon, wer wahnsinnig ist, nimmt eine Flasche als Haustrunk mit.
Wer besoffen ins Meer stürzt, braucht nicht darauf zu spekulieren, auf dem Friedhof der unbekannten Toten in Nebel zu landen. Die forensische Medizin versaut einem diesen extravaganten Spaß mit ihren modernen Methoden garantiert. Heutzutage ist es möglich, Deine ganze Lebensgeschichte anhand eines einzigen Fingernagels zu rekonstruieren. Deshalb wurde seit Anfang der siebziger Jahre niemand mehr auf diesem Spezialfriedhof beigesetzt, der trotzdem für alle Fälle immer noch eine Ruhe frei hält.

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