Zorn und Hass kurz nach der Grenze

CD-Adapter-Cassette
Ein unscheinbares Gerät mit teuflischer Wirkung

In akademischen Kreisen besteht stillschweigend die Pflicht, sich unaufgefordert einen besonderen Musikgeschmack anzueignen. ,,Besonders`` heißt in diesem Fall, daß niemand anderer, außer einem selbst, diese Musik dauerhaft ertragen kann.

Meistens ist es so, daß man sich schon während der Abiturzeit für eine bestimmte Musikrichtung entscheidet und diese dann zu Beginn des Studiums auf seine Kommilitonen zu übertragen versucht, indem man ihnen Schallplatten (Es gehört zu den Kennzeichen solcher Musik, daß sie nicht auf CD erhältlich ist.) oder Cassetten ausleiht und sie zu Konzerten einlädt.

Wahrscheinlich ist das der Grund, warum sich so viele Jungstudenten für Jazz entscheiden.

Bei dem Andy war das eigentlich gar nicht so schlimm. Er wollte niemanden bekehren. Nur konnte er es nicht ertragen, etwas anderes als seine eigenen CDs zu hören. Deshalb hatte er gründlich vorgesorgt: Damit man keinesfalls auf Musik von außerhalb seines Horizontes zurückzugreifen hätte, hatte er für die 20-stündige Reise sicherheitshalber über 40 CDs im Gepäck.

Sogar die Möglichkeit eines nicht vorhandenen CD-Players hatte er einkalkuliert: Unmittelbar nachdem er eingestiegen war, begann er ungefragt mit der Installation seiner CD-Adapter-Cassette.


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